Tag 98: Schief, aber gut

Das Mittsommer-Countdown-Foto heute sehr städtisch: Der Blick auf Gävle-City aus dem Fenster meines Hostel-Zimmers.

Morgens geht's natürlich erstmal städtisch weiter, denn ich muss ja irgendwie raus aus Gävle. Zur Orientierung hier mal wieder meine Karte. Mein Startpunkt Gävle ist die Nummer 4 und ich laufe weiter in Richtung Falun bei Nummer 5. Geschätzte Ankunftszeit dort: Samstag Mittag.

Also los! Noch einmal durch die Innenstadt, wo ich ein bisschen schmunzeln muss, als ich ein Restaurant mit urdeutscher Küche entdecke.

Dann wartet ein beschaulicher Abschnitt vorbei an hübschen Häusern rund um eine Kirche...

...und anschließend durch einen großen Stadtpark voller Möwen. Denn wie ihr auf der Karte sehen könnt, liegt Gävle ja nahe der Küste.

Hinterher folgt der unvermeidliche Straßenpart. Gävle hat immerhin 75.000 Einwohner und ist obendrein Provinzhauptstadt. Da kommen schon ein paar Autos zusammen, die regelmäßig rein und raus müssen.

Doch auf dem Radweg läuft es sich eigentlich ganz angenehm und ich gelange relativ schnell in ruhigere Gegenden. Die bunten Holzhäuschen sind zurück...

...und die Mittsommerstangen bereits aufgestellt.

Um die Mittagszeit führt mich der Gästrikeleden durch das Dorf Mackmyra.

Hier begann man 1999 damit, Schwedens ältesten und inzwischen auch international bekanntesten Whisky herzustellen. Bei Whisky denkt man natürlich zunächst an Schottland, aber auch in Schweden gibt es ein paar wirklich gute Tropfen.

Ich hatte natürlich gehofft, hier was probieren zu können. Klappt aber leider nicht. Hier ist bloß die alte, ursprüngliche Destillerie, in der anfänglich produziert wurde. Man kann sich alles von außen anschauen, aber weiter was geht nicht und außer mir ist auch niemand hier. 

Die heutige Produktion findet in einer neuen, größeren Anlage statt. Dort kann man Whisky verkosten und auch kaufen und bekommt Einblicke in den Herstellungsprozess. Nur leider ist diese neue Destillerie nicht am selben Ort wie die alte, sondern zehn Kilometer von hier entfernt, und das auch noch in die falsche Richtung. Damit hat sich ein Besuch dort für mich erledigt, denn zwanzig Kilometer extra kommen nicht in Frage. Für einen Moment ärgere ich mich, dass ich mich nicht vorher besser informiert habe, dann hätte ich meine Route anders geplant und könnte mir jetzt nachträglich zum Geburtstag einen Whisky gönnen. Irgendwie schiefgelaufen.

Doch dann fange ich an, mich ein bisschen umzusehen und stelle fest, dass ich an einem wirklich hübschen Ort gelandet bin. Eigentlich viel schöner, sich erstmal die kleine Destillerie anzuschauen, wo alles anfing. Außerdem ist es sowieso nicht so klug beim Wandern zu viel Alkohol zu trinken, erst recht nicht an einem so schwülwarmen Tag wie heute. Also resümiere ich für mich selbst, dass es zwar anders gelaufen ist als geplant, und damit vielleicht schief, aber dennoch gut. Übrigens habe ich dieses Gefühl beim Wandern häufig. Es kommt unterwegs nämlich oft anders, als man denkt und meistens kommt es trotzdem gut oder sogar besser.

Hinter Mackmyra geht der Gästrikeleden ganz herrlich an einer Reihe von Seen entlang.

Hab ich ein Glück, dass ich heute diesen Weg gehe und nicht irgendeinen anderen. Manchmal ist schief- eben viel schöner als geradegelaufen.

Nach den Seen folgt ein Abschnitt durch sonnendurchfluteten Wald...

...in dem zum Teil unglaublich prächtige, hohe Bäume wachsen.

Es ist zwar auch ein Stück Straße dazwischen, aber eines, auf dem es deutlich mehr Lupinen als Autos gibt. So macht selbst Asphalt Spaß.

Und er hat auch Vorteile: weniger Mücken. Die Gelegenheit fürs Dienstags-Selfie ohne Schleier.

Auf dem nächsten Bild seht ihr übrigens die Traumfrisur, die ich mir bei Mückeninvasionen regelmäßig wünsche.

Leider bin ich von so einer Mähne, mit der ich genauso geschickt wie dieses Pony um mich werfen und die Mücken vertreiben könnte, weit entfernt. Egal, dann werde ich eben gestochen. Auf den Schleier habe ich heute jedenfalls keine Lust mehr, denn so schöne Seen wie diesen will ich richtig und nicht nur durch ein Netz sehen.

Ein Stück weiter ist das Ufer bewaldet und weniger sumpfig, so dass ich einen guten Schlafplatz finde. Zwar liege ich wegen ein paar Unebenheiten im Boden etwas schief, aber wie gesagt, das ist ja häufig viel besser als gerade.