Tag 100: The mountains are calling and I must go...

...das sage nicht ich, das hat der amerikanische Schriftsteller und Naturphilosoph John Muir gesagt, aber er spricht mir damit aus der Seele, denn ich mag Berge beim Wandern auch richtig gern. Schon am Mittsommer-Countdown-Foto könnt ihr erkennen, dass sie nun endlich näher rücken...

...und zwar egal wie man es dreht und wendet.

Tagsüber geht es unvermeidlich ein bisschen auf und ab und in der Ferne sind noch mehr Berge zu sehen.

Während es in Deutschland grob gesagt von Nord nach Süd immer bergiger wird, vollzieht sich diese Entwicklung in Mittel- und Nordschweden von Ost nach West. Sobald man sich ein Stück von der Küste entfernt, beginnt eine mittelgebirge Landschaft, die nahe der norwegischen Grenze schließlich in Hochgebirge übergeht.

Doch abgesehen von ein paar Hügeln will ich euch heute unbedingt wieder ganz viel grünen Wald zeigen.

Denn wie durch ein Wunder ist er noch immer grün.

Manchmal mogelt sich ein rotes Holzhäuschen dazwischen...

...oder ein paar lila Blümchen.

Doch unterm Strich bleibt Grün die vorherrschende Farbe.

Und damit dass so bleibt, muss es unbedingt so schnell wie möglich kräftig regnen!!!

Weil ich heute per Mail gefragt wurde, warum mir die Seen als Trinkwasserquelle nicht ausreichen, hier noch ein kleiner Exkurs: In den meisten Regionen Schwedens gibt es tatsächlich genug Seen, als dass man theoretisch keinen Durst zu leiden braucht. Rein praktisch allerdings ist das Trinken aus stehenden Gewässern risikoreich, denn wenn man Pech hat, enthalten sie ziemlich fiese Bakterien. Deshalb sind Seen eigentlich nur die Notlösung. Insbesondere, wenn sie sich, wie aktuell der Fall, schon stark erwärmt haben, muss man das Wasser unbedingt abkochen. Doch sicherer ist es, kleine, kühle und rasch fließende Gewässer zu bevorzugen, am besten Bäche, die gerade erst entsprungen sind. Genau diese vielen winzigen Wasserläufe, die normalerweise die schwedischen Wälder, Sümpfe und Gebirge durchziehen und die Seen auffüllen, existieren im Moment nicht. Das ist es, was mir Sorge macht und was dazu führt, dass qualitativ hochwertiges Trinkwasser hier draußen kaum noch zu finden ist.

Doch wie ihr seht, muss ich heute gar nicht so viel finden, denn in Hofors liegt mal wieder ein Supermarkt am Weg, wo ich nicht nur meinen Flüssigkeits-, sondern auch meinen Vitaminhaushalt ganz sauber aus dem Tetrapack wieder ausgleichen kann, und das obwohl ich heute früh schon ein paar frische Tannenspitzen genossen habe - eine richtige Vitamin-C-Orgie. Abgesehen von einem leckeren Smoothie finde ich in Hofors jedoch nichts, was aufregend genug für ein Foto wäre. Also raus hier! Kurz hinter der Ortschaft nehme ich Abschied vom Gästrikeleden.

Ab jetzt begleitet mich, etwas weniger schön, die E16.

Zum Glück jedoch nicht bis nach Oslo, sondern nur bis nach Falun. Morgen ist also ein Straßentag auf heißem Asphalt angesagt, wobei der Fußweg immer mal wieder ein Stück von den Autos entfernt durch den Wald führt. So schlimm wird es also nicht werden. Und um es positiv zu sehen: Je mehr Asphalt, desto weniger Mücken.

Heute wartet ein paar Kilometer hinter Hofors noch einmal ein Campingplatz, sehr hübsch am See. Wenn ihr euch jetzt fragt: Warum Campingplatz, da ist doch nichts weiter außer das rote Zelt? Stimmt, weil die Zeltwiese direkt am Ufer liegt und ich deshalb den besten Platz in der ersten Reihe habe. Die Wohnwagen müssen alle hinter mir stehen...

...und dort oben gibt es auch keine so entzückende Gesellschaft wie hier unten.

Na gut, ich hab's weiter zum Klohäuschen, aber das ist es wert!