Tag 102: Falun

Prä-Mittsommer-Stimmung über der Kuhweide gleich hinter dem Wald rund um mein Zelt.

Kühe sind gerade keine zu sehen, nachts aber durchaus zu hören. Morgens treffe ich sie hinter der nächsten Ecke. Nette Begrüßung! Doch anders als gestern bei dem Enterich sehe ich von einer Fütterung mit Knäckebrot lieber ab.

Weit hab ich's nicht mehr bis nach Falun und heute geht's zum Glück ohne E16. Dafür mit mehr Schweden-Romantik.

Tatsächlich ist die Annäherung an Falun eher unproblematisch. Am Ende wandere ich sogar sehr hübsch am See entlang mit Blick auf die Stadt.

Der Kirchturm dahinten sieht vielleicht weit weg aus, doch das täuscht. Lange dauert es nicht, bis ich direkt davor und mitten im Zentrum stehe.

Ich sehe den Möwen zu, die, obwohl ich ja schon wieder ein Stück vom Meer entfernt bin, immer noch zahlreich vertreten sind.

Dann schlendere ich durch die Einkaufsstraße und decke mich im Supermarkt mit neuem Proviant ein.

Für sofort gibt's ein etwas improvisiertes Lachsbrötchen, das ich schon wieder nicht ganz für mich allein habe.

Zusätzlich zu Ente und Möwe treffe ich noch einen Uhu. Warum der hier mitten in Falun herumsitzt? Nun, weil er das Landschaftstier von Dalarna ist. Tatsächlich wird in Schweden jeder Region symbolisch ein bestimmtes Tier zugeordnet. Für Blekinge zum Beispiel (wo ich losgelaufen bin, ihr erinnert euch) ist es der Hirschkäfer, für Uppland der Seeadler, für Lappland der Polarfuchs usw.

Falun (Nummer 5) ist Dalarnas Provinzhauptstadt, daher muss natürlich mindestens ein Uhu anwesend sein. 

Zusätzlich zum Uhu gibt es 37.000 Einwohner. Falun ist also nicht gerade riesig, hat aber trotzdem etwas ganz Besonderes zu bieten, wodurch es sogar international ein bisschen bekannt ist: Die Falu Gruva, im 17. Jahrhundert die größte Kupfermine der Welt. 1687 kam es, wohl aufgrund langjährigen, gierig-planlosen Abbaus, zu einem gewaltigen Einsturz. Der Tatsache, dass das Unglück am Mittsommertag passierte, der damals schon ein Feiertag war, ist zu verdanken, dass niemand ums Leben kam. Heute ist die Grube stillgelegt und gehört zum UNESCO-Weltkulturerbe.

Nähern kann man sich durch schmale Gassen mit alten Bergarbeiterhäusern.

Dann kommt man an einem riesigen Haufen Kupfer vorbei. 

Und schließlich blickt man in ein wirklich gewaltiges Loch...

...so groß, dass ich drei Fotos machen muss... 

...um es komplett ins Bild zu kriegen.

Angegliedert gibt es ein Museum und Führungen über das Gelände mit der Möglichkeit, in den Schacht hinabzufahren. Doch ich finde die Sicht von oben schon beeindruckend genug, und außerdem will ich heute noch ein bisschen Waldbaden.

Dazu bietet sich schon kurz hinter Falun ausgiebig Gelegenheit.

Den einen oder anderen Aderlass durch Mückenwolke gibt's gratis on top.

Und schöne Landschaft ist in Dalarna garantiert. Hatte ich euch ja versprochen. Auch die Berge sind wieder ein Stück näher gerückt bzw. eigentlich bin ich schon mittendrin. Zumindest kommt mir der eine oder andere Anstieg an einem so heißen Tag wie heute ziemlich anstrengend vor.

Die Sonne brennt ganz schön kräftig vom Himmel herab. Eine Weile tröste ich mich mit dem Gedanken, dass sie ja auch irgendwann untergehen wird, bis mir wieder einfällt, das sie das ja kaum noch tut. 

Natürlich ist die tiefstehende Sonne nicht mehr ganz so heiß, doch hab ich abends im Zelt noch eine Weile ordentlich Sauna.

Warum ich mich nicht vors Zelt setze? Wäre doch kühler! Ja, stimmt! Aber ich will nicht noch mehr Blutverlust riskieren. Dann lieber Schwitzkur.