Tag 104: Schwedens Mittsommermetropole

Als Mittsommer-Countdown-Foto gibt's heute bloß die Kiefer direkt neben meinem Zelt. Die Mücken sind auch um null Uhr noch derart hungrig, dass ich mich ungern weiter als ein paar Meter von meinem mückenfreien Zufluchtsort entfernen will.

Nachts schüttet es ordentlich. Morgens packe ich das Zelt seit langem mal wieder nass zusammen. Die Plane sieht richtig schön sauber aus.

Auch der Wald ist über Nacht kräftig gewässert worden und die Blätter leuchten wie frisch gewaschen.

Ich laufe auf einsamen Wegen am Österdalälv entlang. 

Nebeldunst liegt über der Landschaft und die Stimmung ist irgendwie geheimnisvoll. 

Die Region rund um den Siljansee, dem ich mich gerade nähere, wird auch als das Herz Schwedens bezeichnet. Schwedischer als hier geht nicht. Sanfte Hügel, dichte Wälder, alte Bauernhöfe...

...und Dörfer voller roter Holzhäuschen, noch mehr als im Rest des Landes.

Die Mittsommervorbereitungen sind in vollem Gange. Dieses Jahr findet das Fest am kommenden Samstag statt. Es ist also bald so weit. In jedem Ort steht eine geschmückte Mittsommerstange, meistens auf dem Platz vor der Bystuga. So nennt man in schwedischen Dörfern die Versammlungshäuser für gemeinsame Aktivitäten wie zum Beispiel Mittsommerfeiern.

Vor einer solchen Bystuga kommt mir eine Frau mit einem großen Handkarren voller Süßigkeiten und Knabberzeug entgegen. Sie fragt, wie lange ich schon unterwegs bin und ich erzähle von meiner Wanderung. Hinterher schenkt sie mir eine Tüte Chips. Es seien sowieso zu viele für das Fest.

Kaum zwei Stunden später sitze ich in dem Städtchen Leksand auf einer Bank und esse die Chips auf. Vielleicht nicht das aller gesündeste Mittagessen, aber ich will die 150 Gramm Gewicht lieber vorne im Bauch als hinten im Rucksack mit mir herumtragen.

Ich muss auch gar nicht alles allein essen, denn es melden sich rasch zwei miteinander konkurrierende Abnehmer. Doch ist für beide genug da.

Hinterher laufe ich ein bisschen in Leksand herum. Wahrscheinlich habt ihr noch nie von diesem Ort gehört. Er ist mit 6000 Einwohnern auch nicht gerade riesig, aber in Schweden trotzdem fast jedem bekannt, weil hier eins der größten Mittsommerfeste des Landes stattfindet, und zwar auf einer riesigen Wiese in einem Tal, das Sammilsdal genannt wird. Hier versammeln sich jedes Jahr über 20.000 Menschen, um miteinander zu feiern. Die noch liegende Mittsommerstange wird dann gemeinsam geschmückt und aufgerichtet.

Leksand hat außerdem eine hübsche Kirche...

...eine kleine Fußgängerzone...

...und natürlich ein paar rote Holzhäuser zu bieten.

Unten am Fluss liegen zwei restaurierte Kirchboote samt altem Bootsschuppen. Ihr erinnert euch an den Kirchsteig, den ich gestern gewandert bin. Hier nun ein kleiner Eindruck, wie das letzte Stück des Weges über den See hinweg bewältigt wurde.

Am Ortsausgang überquere ich den Österdalälven, der bei Leksand aus dem Siljansee herausfließt.

Jenseits der Brücke stehe ich rasch wieder zwischen Wiesen und Weiden und werde neugierig bis skeptisch von ein paar Kühen gemustert.

Kurz darauf biege ich in den Wald ab...

...und erreiche den Siljansleden.

Das ist der Wanderweg, der direkt an unserem Sommerhäuschen vorbeiführt. 

Es ist also wirklich nicht mehr weit.

Noch ein paar Felsen...

...Bäume...

...Wurzeln...

...Berge. 

Einmal noch mein rotes Zelt und morgen komme ich an!