Tag 105: Ankommen

Das Mittsommer-Countdown-Foto ist heute ein ganz schneller Schnappschuss und auch erst um viertel vor eins aufgenommen, weil ich gewartet habe, dass der strömende Regen etwas nachlässt. Tat er aber nicht. Und so hab ich schließlich kurz den Reißverschluss einen kleinen Spalt aufgezogen und in den Wald hinausgeknipst.

Morgens ist es zwar noch trüb, aber wieder trocken. Obwohl ich absolut nichts gegen mehr Regen hätte. Zumindest dem Kriebelmückenangriff, dem ich beim Zeltabbau und auf den ersten paar Kilometern tapfer standhalten muss, würde ich so ziemlich jeden Wolkenbruch vorziehen. Eigentlich hatte ich mir den Start in meine letzte Etappe ein bisschen anders vorgestellt, doch was soll's, da muss ich jetzt wohl durch. Am Brasjön klart der Himmel auf und etwa zeitgleich lassen mich die Biester endlich in Ruhe. Jetzt kann ich auch mal stehen bleiben und Fotos machen, muss nicht mehr mit den Armen wedeln und höre auf zu fluchen. Plötzlich ist die Welt wieder wunderschön! 

Heute laufe ich den ganzen Tag auf dem Siljansleden durch eine waldige Hügellandschaft.

Manchmal ist es zwischendurch ein bisschen sumpfig...

...und ich komme an mehreren Seen vorbei.

Kleine Seen... 

...der riesengroße Siljansee, nach dem der Wanderweg benannt ist, zeigt sich vorerst nicht. Macht aber nichts, denn das, was sich zeigt, ist ebenso sehenswert.

Es ist wirklich einsam hier. Seit den Kühen kurz hinter Leksand ist mir kein Mensch mehr begegnet. Obwohl ich ab und zu durch kleine Orte laufe, die überall in den Wälder rund um den Siljansee verstreut liegen.

Entstanden sind diese abgeschiedenen Dörfer, die Fäbod genannt werden, weil früher die Bauern ihr Vieh im Sommer zum Weiden hier herauf brachten. Die Knechte und Mägde blieben vor Ort und bauten sich Hütten, die teilweise bis heute existieren und überwiegend als Sommerhäuser genutzt werden. Auch unsere Hütte liegt in einem solchen Fäbod. 

Am Svarttjärn bin ich fast da, acht Kilometer noch. Diese Gegend kenne vom Spazierengehen. 

Zeit für eine letzte Pause mit Kaffee und Haferkeksen. 

Hinterher packe ich die Karte ein. Jetzt finde ich den Weg auch so.

Der Wald auf den letzten Kilometern...

...dann auf den letzten Metern...

...und dann taucht unser Häuschen zwischen den Bäumen auf. Es ist alles so, wie wir es im Herbst verlassen haben. Bär und Schaf haben also gut aufgepasst 😊

Das Dienstags-Selfie von mir gibt's heute im Ankomm-Modus auf der Veranda. Ja, nochmal Selfie, denn mein Mann kommt erst morgen hier an. Ich hatte mir einen Zusatztag für unvorhergesehene Verzögerungen eingebaut, den ich zum Glück nicht gebraucht habe. Nun warten zweieinhalb wunderbare Wochen mit reichlich Gesellschaft, so dass ich auftanken kann für den noch einsameren Part durchs Fjäll.

Bernoscha (unten links im Bild, bitte nicht übersehen) begrüßt natürlich als erstes den inzwischen etwas wettergegerbten Kollegen im Garten. Ein bisschen stolz ist er schon, das erste, einzige und kleinste Schaf zu sein, das die südliche Hälfte Schwedens komplett zu Huf durchkreuztundquert hat.

Am 8. Juli geht's mit dem Zug hinauf in den hohen Norden, wo ich am 9. Juli weiterwandern werde. Nach den ungefähr 2300 Kilometern durch Südschweden will ich etwa ebenso weit durch die nördliche Hälfte des Landes laufen und Mitte Oktober wieder hier an unserem Häuschen ankommen.

Zum Abschluss meiner Tour durch den Süden klettere ich auf den Hügel hinter unserem Haus und fotografiere den Sonnenuntergang über den Bergen der Umgebung, rechts seht ihr ein kleines Stück vom Siljansee.

Vielen Dank,dass ihr mich bis hierher begleitet habt! Ich hoffe, es hat Spaß gemacht! Auf der Nordtour warten höhere Berge, Einsamkeit, zu Beginn die Mitternachtssonne, am Ende ein Fjäll in bunten Herbstfarben und vieles mehr. Was, das weiß ich natürlich selbst noch gar nicht so genau, würde mich aber sehr freuen, wenn ihr weiter mit dabei sein mögt und euch gemeinsam mit mir überraschen lasst! Am 9. Juli kommt der nächste post. Bis dahin macht's gut!