Tag 121: Felsen mit doppelter Staatsangehörigkeit

Als ich morgens aus dem Zelt gucke, ist weder von Schweden noch von Norwegen besonders viel zu sehen.

Ich packe zusammen und verschaffe mir einen Überblick über meinen Vorrat. Ist schon ganz schön zusammengeschrumpft. In vier Tagen muss ich an der nächsten Fjällstation sein, aber eigentlich liege ich gut in der Zeit. Es darf nur nix dazwischen kommen sonst muss ich Moos und Steine essen.

Weiter geht's auf einer zunächst schwedischen, vor allem aber sehr diesigen Schotterpiste.

Irgendwann taucht aus dem Dunst der See Sitasjaure auf.

Was man heute nicht so gut erkennt: er ist super groß und geht links um die Ecke noch ziemlich lange weiter - 35 km, um genau zu sein. Der See gehört zum allergrößten Teil zu Schweden, nur das äußerste nördliche Ende liegt in Norwegen, doch genau da laufe ich gerade hin. Wann genau ich das Land wechsle, weiß ich nicht, denn hier steht kein Schild. Erst als ich eine norwegische Hütte erreiche ist die Sache klar.

Die norwegischen Hütten sind in der Regel unbewirtschaftet und funktionieren mit Schlüssel, den man zugeschickt bekommt, wenn man Mitglied im Touristenverein wird (so ähnlich wie das deutsche Jugendherbergswerk). Ich hab natürlich einen und gucke neugierig mal rein. Aber schlafen will und kann ich hier nicht. Erstens ist es noch früh am Tag und zweitens muss ich wegen meiner Proviantsituation noch ein ganzes Stück schaffen.

Also kurz aufwärmen, dann weiter über den Staudamm am Seeende.

Ob der Strom, der hier durch Wasserkraft erzeugt wird nun eigentlich schwedisch oder norwegisch ist? Ich weiß es nicht. Auf jeden Fall wird Strom erzeugt, denn das erste Stück hinauf in die Berge begleitet eine dicke Oberleitung den Wanderweg. Nicht gerade schön, aber zur Abwechslung mal ein interessanter Anblick.

Trotzdem freue ich mich, als das Ding verschwindet und ich wieder in eine unverstellte Landschaft blicken kann...

...die so hoch oben mal wieder von ziemlich eisigem Charakter ist.

Beim Blick zurück in Richtung Sitasjaure sieht man noch einen kleinen Rest vom grüneren Tal...

...der langsam aber sicher immer kleiner wird und schließlich ganz verschwindet.

Doch tauchen neue Täler mit neue Seen auf, die manchmal von beeindruckend blauer Farbe sind.

Wenn dieser Wasserfall dort runter fließt, dann kann das Wasser eigentlich nicht wirklich schlumpf-blau sein.

Als ich unten am Ufer stehe, muss ich mich dennoch überzeugen: glasklar!

Über Schneefelder steige ich wieder auf und blicke ins nächste, diesmal wirklich richtig saftig grüne und sonnige Tal.

Doch auch hier kann ich nicht bleiben. Meine Proviantsituation zwingt mich noch über den nächsten Berg zu gehen - jetzt wieder ein schwedischer. 

Der Wanderweg, den ich gerade laufe, heißt Gränsleden und bringt mich definitiv an meine "Gränsen", obwohl sich die Bezeichnung wohl eher auf die Staatengrenze bezieht. Beim Blick ins nächste Tal falle ich erschöpft ins Gras. Doch für diese Aussicht lohnt es sich allemal ein bisschen aus der Puste zu sein.

Die Abendsonne begleitet meinen Weg unten am Seeufer entlang.

In den allerletzten "wärmenden" Strahlen...

...unternehme ich noch einen couragierten Badeversuch. Immerhin ein Anfang, aber Sauberwerden geht anders.

Hinterher schlage ich endlich mein Nachtlager auf.

Jetzt übrigens wieder in Norwegen, was ich ganz sicher weiß, da mir auf dem Weg hinunter zum See einer dieser binationalem Felsen begegnet ist, die in dieser Gegend übrigens häufiger vorkommen.