Tag 140: Tärnasjön

Wenn man genau hinguckt, hängen an den Birken über meinem Schlafplatz schon erste gelbe Blätter, ihr könnt ja mal suchen.

Die Atmosphäre geht deutlich Richtung Herbst. Eine einsame Mücke summt an meinem Ohr, doch wenn sie nur noch vereinzelt auftreten, stören die sonst so nervigen kleinen Dinger eigentlich nicht mehr. Im Gegenteil, ich freue mich fast, wenn ich eine treffe, denn dann kann ich mir kurz einbilden, es wäre nochmal richtig Sommer. Ganz vorbei ist er natürlich selbst hier im hohen Norden noch nicht. Im Moment schwankt die Welt irgendwo zwischen den Jahreszeiten und wird mit jedem Tag ein bisschen bunter. Nicht nur die Blätter an den Bäumen und Sträuchern nehmen goldene Farben an, auch die moosartige Sumpfvegetation leuchtet, während sich in den kleinen Teichen dazwischen noch der Sommerhimmel spiegelt. 

Heute liegt viel Sumpf am und im Weg. Ich laufe nämlich am Ufer des Tärnasjön entlang und rund um einen See ist es ja meistens ein bisschen feucht.

Nasse Wege machen nasse Füße, keine Frage. Doch im strahlenden Sonnenschein sehen Pfützen wunderschön aus, das ist auch keine Frage.

Manchmal wandere ich durch Birkenwald und der See leuchtet nur in der Ferne zwischen den Stämmen hindurch...

...dann wieder laufe ich direkt am Ufer entlang über einen Kiesstrand.

Der Tärnasjön wirkt heute Vormittag wie ein riesengroßer Spiegel, nur dazu gemacht, dass Himmel, Berge und die vielen kleinen Inseln begreifen können, wie schön sie sind.

Teile des Tärnasjön sind so sehr von Inseln durchsetzt, dass man meinen könnte, sie bestünden mehr aus Land als aus Wasser. Mehrere Brücken führen von einer zur anderen bis hinüber auf die andere Seite des Sees.

Und während man so von Insel zu Insel hopst, kann man immer wieder herrliche Blicke in den Spiegel werfen.

Am anderen Ufer angelangt windet sich der Pfad hinauf in die Berge und nach einer Weile liegt der Tärnasjön mit seinem Inselgewirr tief unter mir.

Soweit der sommerliche Vormittag. Der Nachmittag bietet ein herbstliches Kontrastprogramm mit ein paar kräftigen Schauern, die sich wie aus dem Nichts als graue Wand plötzlich über die Berge schieben.

Tief unter mir ist der Tärnasjön immer noch erkennbar, sieht aber nicht mehr so idyllisch blau aus, sondern eher wie kurz vor einem Meteoriteneinschlag.

Eigentlich wollte ich Sytertoppen besteigen, doch der Gipfel hüllt sich in wilde Wolken, was ganz klar gegen eine Bergtour spricht - vor allem weil es gefährlich werden könnte, aber auch weil ich da oben sowieso nur Nebelsuppe sehen würde. 

Da verfolge ich das Wolkenspektakel doch lieber von unten...

...und zwar ganz bequem aus dem Zelt heraus. Da Mücken an höher gelegenen, kühleren Schlafplätzen wie diesem bereits vollständig der Vergangenheit angehören, kann ich mein kleines Häuschen auch mal mit offener Tür fotografieren.

Obwohl es vielleicht nicht danach aussehen mag, doch am Ende dieses Tals wartet Zivilisation. Morgen komme ich mal wieder in den Genuss einer Fjällstation und eines Supermarktes. Wird auch Zeit, denn die Schokolade ist alle!