Tag 146: Ein Planet mit Hütte

Heute gibt es keinen Frühnebel. Zwar scheint die Sonne, doch ein wilder Himmel lässt schon morgens vermuten, dass das nicht so bleiben wird.

Was ihr unter den Wolken seht, ist der Stausee Ransarn. Für einige hundert Meter führt mein Weg über den windigen Damm...

...mit immer wieder herrlichen Ausblicken auf das blaue Wasser und die umgebenden Berge.

Ansonsten geht es auf Pfaden meist ein Stückchen vom Ufer entfernt durch Birkenwald mit Hindernissen.

Bernoscha schreitet tatkräftig aus, um neue Welten zu erforschen, neues Leben und neue Zivilisation.

Er braucht nicht lange danach suchen, denn wo man geht und steht, schießt es nur so aus dem Boden.

Falls euch unsere kleine heldenepische Daily Soap übrigens nervt, guckt einfach weg und nach oben, konzentriert euch auf das heute wirklich sehenswerte Wolkenkino und ignoriert den Rest.

Und falls euch Säugetiere lieber sind als Pilze, bitte sehr:

Die steht plötzlich einfach so am Wegesrand. Entweder ein Rentier im Kuhkostüm oder ich bin tatsächlich schon wieder so weit südlich, dass es hier auch Kühe gibt. Die Sache bleibt unklar, doch eins ist sicher: Rentiere gibt es auf jeden Fall, denn wenig später ist ein Rentierzaun am und dann auch im Weg.

Eigentlich nicht weiter schlimm. Man muss nur an einem der Pfähle die Nägel, die den Draht halten, etwas herunterbiegen, den Draht aushängen, nach unten drücken, drüber steigen, hinterher alles wieder einhängen und die Nägel wieder hochbiegen. Kein Problem, dauert bloß ein bisschen. Bernoschas deutlich eleganterer und zeitlich effizienterer Umgang mit dem Hindernis ist für mich leider keine Option. Ich bin nun mal kein Superheld.

Zu Wolken, Pilzen, Kühen und Zäunen gesellt sich auch heute wieder viel strömendes Wasser. Eigentlich hatte ich mir vorgenommen, euch mindestens einen Tag Pause von diesem Motiv zu gönnen. Doch Bernoscha setzt durch, dass wenigstens die gefährlichsten Stellen abgelichtet werden. Wie zum Beispiel hier:

Oder noch ein bisschen mehr hier am Ransarån:

Bernoscha meint, es wäre erzählstrategisch geschickt, wenn wir behaupteten, den Ransarån ohne Brücke überquert zu haben. Ich wende ein, dass ich das für nicht allzu glaubwürdig halte und deshalb lieber bei der Wahrheit bleibe.

Bernoscha findet das ziemlich profan und besteht darauf, dass seine Überquerungsstrategie ganz und gar der Phantasie des Lesers überlassen bleiben soll. Ich nehme also die Brücke und hülle mich bezüglich Bernoscha in Schweigen. Er tut, was auch immer ein Superheld tun muss.

Zwar sehe ich ihn nirgends durch die Fluten schwimmen oder über die Steine springen, aber vielleicht habt ihr ja bessere Augen. Auf jeden Fall kommen wir beide drüben an, verlassen das Flussufer und betreten einen neuen, ziemlich sumpfigen Planeten.

Was sich hier allmählich entwickelt, ist die typische Stimmung vor dem Regen. Der Himmel zieht sich mehr und mehr zu, es beginnt nach Feuchtigkeit zu riechen und die Welt wird ganz still.

Die graue Wolkendecke schluckt zwar jeden Laut, aber sie schluckt nicht die Farben. Im Gegenteil, der Boden leuchtet regelrecht, so als habe jemand darunter eine unsichtbare Lichtquelle entzündet. 

Zurück im Birkenwald beginnt es zu nieseln.

Bernoscha sucht Schutz unter einer Gruppe fremder Lebensformen. Noch so ein Kunstgriff aus der Superhelden-Trickkiste, den ich nicht beherrsche.

Die Karte verzeichnet Birkenwald...

...noch mehr Birkenwald...

...und dann kommt tatsächlich eine Hütte.

Bernoscha ergreift stehenden Hufs und ohne zu zögern von der Annehmlichkeit Besitz.

Na gut, er hat ja recht. Der Regen soll über Nacht stärker werden und morgen mit trockenen Sachen weiterzulaufen, ist auf jeden Fall angenehmer als mit nassen. Also mache ich es mir ein bisschen gemütlich mit Essen, Buch und warmem Kakao.

Bernoscha erklimmt das Fensterbrett, schaut in den Regen hinaus und ist rundum zufrieden mit sich und seiner kleinen Superheldenwelt.

Den morgigen Tag wird er wohl komplett in seinem Regenmäntelchen der Firma Toppits verbringen müssen. Das sind die Momente auf so einer Tour, die sich gar nicht so superheldenmäßig anfühlen.

Doch darüber möchte Bernoscha jetzt noch nicht nachdenken, sondern einfach nur den superheldenhaften Augenblick genießen.