Tag 147: Der Sommer war sehr groß

Für Bernoscha ist es ein Vormittag in Toppits, für mich in Haglöfs. Auf jeden Fall ist es nass draußen vor der Hütte und die Wolken hängen tief.

Es kostet Überwindung, das feste Dach über meinem Kopf zu verlassen und mich wieder hinaus auf den Pfad zu begeben.

Es herbstet. Ganz egal, wo ich hingucke, immer wieder überkommt mich das Gefühl, dass es das jetzt wohl gewesen ist mit dem Sommer. 

Zwar ist es windstill und die Mehrzahl der Blätter ist noch grün...

...doch es liegt eine klamme Kälte in der Luft, die selbst in den sonnigsten Minuten des Tages nicht recht verschwinden will.

Immerhin hört es gegen Mittag auf zu regnen. 

Nach mehreren Tagen im Birkenwald führt der Weg nun wieder höher in die Berge hinauf. 

Bald schon säumen nur noch vereinzelt Bäume meinen Weg, bis ich schließlich ganz darüber hinaus bin, die Seen tief unter mir liegen...

...und ich den Wald von oben sehe.

Jenseits der Baumgrenze wirkt die Welt sogar noch etwas herbstlicher, denn an den kleinen, bodendeckenden Pflänzchen sind die meisten Blätter rot oder gelb geworden und es kommt mir vor, als ob der bunte Teppich während der letzten Tage noch etwas bunter geworden ist.

Natürlich nicht an allen Stellen so extrem, doch einzelne farbenfrohe Flecke scheinen überall auf, auch dort, wo es sonst noch überwiegend grün ist.

Ich laufe auf die Steilwand des Durrenpiken zu...

...vor der sich sehr fotogen ein paar Rentiere positioniert haben und, kaum dass sie mich erblicken, mindestens ebenso fotogen die Flucht ergreifen.

Und noch ein Wesen kreuzt meinen Weg, etwas langsamer und kleiner, aber dafür sehr viel farbenprächtiger.

Ich trödele ganz schön rum, schaue den Rentieren hinterher und gucke zu, wie die Raupe im bunten Teppich verschwindet, wofür sie übrigens optimal getarnt ist. Als die Steilwand schließlich hinter mir liegt, ist es schon beinah sieben Uhr und hoch oben in den Felsen hängt der Abendnebel. 

Zeit für einen Schlafplatz. Zum Glück ist der hier leicht zu finden, wobei "finden" eigentlich das falsche Wort ist, denn ich muss gar nicht suchen. Es ist praktisch egal, wo ich mich niederlasse. Der Boden ist fast überall weich und glatt, und Wasser für meine Tütensuppe fließt an jeder Ecke. Ja, wirklich! - nur dass ich euch heute wie versprochen mit Fotos davon verschone. Stattdessen gibt's nach der gestrigen Zeltpause in der Hütte nun wieder ein Bild von meinem kleinen, roten Häuschen.

Nachdem mir während der letzten 50 km von Rentieren mit und ohne Kuhkostüm sowie bunten Raupen abgesehen niemand begegnet ist, steht für morgen mit dem Örtchen Klimpfjäll wieder Zivilisation auf dem Programm. Und nicht nur das, ich werde sogar einen Abend in Gesellschaft verbringen 😊