Tag 151: Der Berg trägt Rot

Beim Frühstück erlebe ich einen herrlichen Sonnenaufgang über dem Wasserfall.

Ich kann mich nur schwer losreißen von dem schönen Anblick, doch irgendwann ist jede Ausrede aufgegessen oder ausgetrunken. Also stopfe ich meine Tasse und den Kocher in den Rucksack und gehe los.

Natürlich ist nicht sofort Schluss mit Wasser. Ich laufe noch eine ganze Weile am Fluss entlang. Anfangs strömt er rascher so als trage er den Schwung aus dem Wasserfall noch in sich. Dann wird er weiter und ruhiger...

...bis die Oberfläche schließlich so still ist, dass sich die Wolken darin spiegeln können.

Der Weg raus aus dem Flusstal führt mal wieder über die Bretter, die den Sumpf bedeuten.

Es sieht alles ganz ähnlich aus wie gestern.

Nur geht es manchmal ganz schön bergauf...

...und schließlich blicke ich über die violette Heideblüte hinweg auf eine große Menge Sumpf zurück.

Vor mir tauchen neue Berge auf.

Und zwar "neu" auch im Sinne von "anders als sonst".

Die Felsen sind hier namlich nicht wie üblich grau, sondern rot.

Was ihr da seht, ist das Rödfjäll, das seinem Namen wirklich alle Ehre macht.

Würde der Himmel heute etwas mehr Sonne spendieren, könnte das fast nach Wildem Westen aussehen. Doch auch so geht von dem Rot eine gewisse Wärme aus, und das, obwohl es sich mehr und mehr zuzieht.

Im nächsten Tal kann man gut erkennen, wie das Rot langsam wieder von Grau durchsetzt und beim Aufstieg aufs nächste Fjäll schließlich ganz davon abgelöst wird.

Irgendwann fallen ein paar Regentropfen, aber es ist wirklich nicht viel, das meiste scheint ein paar Kilometer entfernt runterzukommen.

Und tatsächlich lacht beim Abstieg ins nächste Tal bei mir schon wieder die Sonne.

Naja, sagen wir mal, die letzten Strahlen fallen schräg unter den Wolken hindurch. Doch das reicht allemal, um beim Abendessen mit Seeblick noch ein bisschen Wärme abzukriegen.

Jeder Tag unterwegs hat seine eigenen Herausforderungen. Manchmal sind es die Wetterbedingungen, gestern waren es die endlosen Sümpfe ohne Bretterbrücken, heute die vielen An- und Abstiege. Laut Karte kommen davon morgen noch mehr, aber bestimmt kommt auch noch irgendetwas ganz anderes. Denn jeder Tag unterwegs hat auch seine ganz eigenen wunderschönen Momente und Eindrücke. Manchmal Sonnenglitzern im Wasser oder ein Regenbogen, gestern das Wolkenkino, heute die roten Berge. Ich bin gespannt, womit ich morgen überrascht werde - blau, grün, gelb, lila...?

Korrektur: Ich muss gar nicht bis zum nächsten Morgen warten, denn nachts kommt knallgrün mein erstes Nordlicht auf dieser Tour, oder zumindest das erste, das ich nicht verschlafe.