Tag 161: Pilgern - Stempeln - Schlemmen

Ich wache auf, weil ich das Gefühl habe, dass es draußen sonnig hell ist, und das stimmt tatsächlich.

Zwar muss ich ein bisschen Herbst von der Plane sammeln...

...doch die Sonne reicht locker aus, damit mein Zelt und mein Krempel endlich mal wieder ein bisschen trocken werden.

Auch Bernoscha nutzt die Gunst der Stunde und bezieht Position in einer sonnigen Astgabel.

Beim Losgehen fühlt sich alles gleich ein paar Liter leichter an.

Zwar ist der Himmel nicht gerade wolkenlos...

...und manchmal fallen sogar ein paar Tropfen, doch kommen immer wieder auch blaue Löcher zum Vorschein.

Ich folge weiter dem St. Olavsleden, heute mit Pilgersofa...

...und einer guten Portion Pilgerstimmung.

"Alles wird gut werden" steht auf dem gelben Schild unter diesem großzügig dimensionierten Kreuz. Ausgerechnet hier fängt es gerade mal wieder zu nieseln an. "Allt kommer att bli blöt" geht es mir durch den Kopf, leider auch oft eine realistische Option. Doch in der Hoffnung, dass es etwas nützt, bin ich gern bereit, den christlichen Optimismus zu teilen. Und siehe da, der Regen ist vorbei, noch bevor ich auch nur die Jacke anziehen kann. 

Neben dem Kreuz steht eine Box mit Pilgerstempel. Einen Pilgerpass habe ich nicht dabei, doch ich könnte die Stempel ja irgendwo anders sammeln. Zum Beispiel auf dem gelben Packsack mit meiner Isomatte, den ich immer hinten auf den Rucksack schnalle.

Mein nächstes Pilgerziel ist der Supermarkt von Mörsil. Der Weg führt überwiegend durch ländlich geprägte Wiesenlandschaft.

Hinter Birken versteckt taucht schließlich die am Ortsrand gelegene Kirche auf.

Hier nehme ich meinen nächsten Stempel mit. 

Dann führt ein Wegweiser ins Zentrum...

...und 35 km hinter Kaxås ist sie endlich da, meine zweite Chance auf ein Mousse au chocolat.

Leider auch hier Fehlanzeige. Doch um in Frankreich-Assoziationen zu schlemmen reichen auch Croissants und Weintrauben.

Außerdem bekomme ich schon morgen eine dritte Chance. Ihr merkt, das goldene Zeitalter der Supermärkte ist angebrochen. Ich befinde mich jetzt im Tal des Indalsälven, einer für jämtlandische Verhältnisse dicht besiedelten Region, wo sich ein kleines Städtchen ans nächste reiht.

Entsprechend muss ich ab und zu mal Bahnschienen über- oder Schnellstraßen unterqueren.

Doch im Ganzen ist der Weg hinter Morsil trotzdem ziemlich einsam und waldig...

...mit ein paar Wiesen zwischen den Bäumen.

Als sich hinter einem Strauch ein dickes, braunes Fellwesen hin und her bewegt, glaube ich für einen kurzen Augenblick doch tatsächlich, meinen ersten Bären in freier Wildbahn getroffen zu haben. Aber zum Glück kommt dann doch etwas deutlich Harmloseres hinter den Blättern hervor.

Und spätestens als sich der zweite "Bär" dazu gesellt, sind alle Zweifel beseitigt.

Ein schmaler Pfad führt mich zum Indalsälven hinab und durch üppiges Grün am Ufer entlang.

Fluss und Himmel sind vor lauter Blättern manchmal kaum zu sehen...

...so lange bis wieder irgendwo der Blick aufs Wasser...

...und die sich spiegelnden Wolken frei wird.

Es hat sich merklich zugezogen und mein Zelt baue ich leider wieder im Regen auf.

"Allt kommer att bli blöt", hatte ich ja bereits befürchtet. Doch so schlimm ist es nicht. Irgendwann scheint auch wieder die Sonne, ich werde trocknen und alles wird gut werden.