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Tag 165: Die Lollis vergehen wie im Flug

Dies ist meine physikalische Einheit für heute: Der Lolli. Er entspricht exakt 3,997 km. Doch da ich nicht gern mit krummen Zahlen rechne, runde ich einfach mal großzügig auf 4 km.

Ich werde heute den kompletten Regenbogen abarbeiten, also alle sechs Lollis laufen, die ich dabei habe, umgerechnet knapp 24 km.

Während der ersten zwei Lollis ist die Gegend noch eher flach und genau wie gestern eignet sich die E14 bestens zum Fichten zählen.

Auf Lolli drei tauchen in der Ferne Berge auf und die Landschaft wird abwechslungsreicher. Ich freue mich schon auf Sonntag, denn da geht's wieder hoch ins Fjäll!

Die Sonne lässt sich Zeit, bis sie mal richtig rauskommt. 

Erst kurz vor Lolli vier lockert die Bewölkung endgültig auf.

Prompt fange ich an zu bummeln und finde ein paar schöne Wege neben der Straße...

...beziehungsweise neben der Bahnlinie...

...die parallel zur E14 verläuft und auf der gelegentlich mal ein Zug vorbeitutet. Meistens lande ich jedoch nach kurzer Zeit wieder auf dem Asphaltband, zu dem es hier einfach nicht viele Alternativen gibt.

Macht aber nichts, denn so schrecklich befahren ist es nicht und unter der goldenen Nachmittagssonne sieht es manchmal sogar ganz hübsch aus. 

Außerdem gibt es, je näher die Berge kommen, immer wieder herrliche Ausblicke.

Als ich gegen halb sieben den letzten Lolli vollende, steht die Sonne schon ziemlich tief und ist kurz davor, hinter den Fichten zu verschwinden.

Höchste Zeit für einen Schlafplatz! Ich biege auf einen schmalen Pfad ab, der tiefer in den Wald hineinführt.

Nach einigen hundert Metern finde ich einen Bach, wo ich mir die Grundlage für meine Tütensuppe zapfe, und wenig später einen gemütlichen Schlafplatz auf weichem Moos irgendwo zwischen den Bäumen.

Schlumpf, Waldmeister, Zitrone, Orange, Kirsche und Karamell - das war mein Tag.

Könnte schlimmer kommen, oder? Auf jeden Fall flogen die bunten Lollis nur so an mir vorbei. Viel schneller als die trägen, langweilig-konventionellen Kilometer, die immer gleich aussehen.

Um eurer eventuellen Besorgtheit bezuglich meiner Ernährung entgegenzuwirken: Nein, ich habe nicht ausschließen meine Kilometer-Booster verputzt. Zwischendurch gab es auch was Ordentliches.

Und falls ihr das mit den Lollis total albern findet: was hattet ihr erwartet?! Ich reise mit einem etwa zitronengroßen Stoffschaf, das in Leuchtbetten schläft, dem ich weltanschauliche Gedanken zum Thema Postwachstum in den Mund lege und über das ich, obwohl es eigentlich permanent am Rucksack abhängt, gelegentlich berichte, es laufe neben mir her.

Bernoscha hüpft vor Empörung beinah aus seinem Täschchen und gibt erzürnt zu Protokoll, dass es sich bei den Behauptungen, er sei ein Stoffschaf und würde abhängen, um haltlos-unverschämte Unterstellungen handelt. Gut, ich ziehe bereitwillig zurück und sehe ein, dass ich mich geirrt habe. Wer etwas zu Protokoll geben kann und das auch noch wutschnaubend, ist weit davon entfernt, ein Stoffschaf zu sein (oder etwa nicht?) Außerdem ist Bernoscha um einiges tougher als ich. Er hat die Strecke heute ohne Lollis geschafft, wenn auch überwiegend im Täschchen.