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Tag 166: Ein kleiner Einkauf in Groß-lien

Heute morgen kann ich mir so richtig Zeit lassen. Es sind nur noch 2 Lollis bis nach Storlien. Zwar werde ich die Kilometer laufen müssen, da ich leider keine Lollis mehr habe, doch auch das sollte schnell erledigt sein.

Ich strecke also eine Weile die Beine in den Sonnenschein und trockne anschließend in aller Ruhe das Zelt. Heute Abend wird es, da ich im Hotel übernachte, im Rucksack bleiben. Deshalb will ich es nicht nass einpacken.

Der Weg nach Storlien beginnt mit ein paar hübschen Pfaden... 

...durch Birken- und Fichtenwald.

Die Blätter sind schon ganz schön gelb. Trotzdem habe ich noch einmal das Gefühl von beinah sommerlichem T-Shirt-Wetter. 

Die Sonne scheint hell durch die Zweige und ich spüre ihre wärmenden Strahlen auf der Haut. Manchmal zwitschert ein Vogel oder es raschelt im Geäst. Ansonsten ist es ganz still...

...zumindest bis ich wieder auf der Straße bin. Doch auch hier ist nicht allzu viel los und es leuchten die Herbstfarben.

Immer wieder öffnen sich herrliche Blicke aufs hohe Fjäll, wo ich während der nächsten Woche mit meinem Freund Christoph unterwegs sein werde. 

Wir treffen uns heute in Storlien, doch Christoph kommt erst am späten Nachmittag an. Ich dagegen erreiche schon um die Mittagszeit den Ortseingang.

Ein bisschen Zeit muss ich noch rumkriegen. Doch womit? Zunächst ist es höchste Zeit für eine Richtigstellung die Person Bernoschas betreffend. Die Falschaussage von gestern, er sei ein Stoffschaf, hat auch bei einigen Lesern dieses Blogs Empörung hervorgerufen. Ihr habt recht: Ich muss mich bei meinem treuen Glücksbringer und Reisebegleiter noch einmal ausdrücklich entschuldigen und verwöhne ihn zu diesem Zweck mit ausgiebiger Weidezeit auf einer saftigen Wiese am Straßenrand. Bernoscha ist zum Glück nicht nachtragend und nimmt das Versöhnungsangebot dankbar an. 

Es verbreitet sich ja täglich eine Menge Blödsinn über die sozialen Medien, doch die Fake News Bernoscha sei ein am Rucksack abhängendes Stoffschaf soll an dieser Stelle ein für allemal aus der Welt geschafft werden. Also Korrektur: Bernoscha ist kein abhängendes Stoff-, sondern ein erfahrenes Wanderschaft, das demnächst 4000 km durch Schweden und 15000 km europaweit in den Hufen haben wird. Zitronengroß ist er allerdings tatsächlich und ein Leuchtbett hat er auch.

Nachdem Bernoscha sich satt gefressen hat, brauche ich ein bisschen Weidezeit. Und zwar im Einkaufszentrum "Fjell Handel" in Storlien, das ihr im Bild oben aus der Ferne und unten von Nahem in seiner ganzen Schönheit bewundern könnt. "Fjell" ist die norwegische Schreibweise, die vermutlich aus Gründen der Kundenorientierung gewählt wurde. Beim Blick auf die Nummernschilder jedenfalls scheinen es zu nahezu 100% Norweger zu sein, die hier einkaufen.

Da ich weder Norweger bin, noch ein Auto habe, überkommt mich ein etwas unangenehmes Fremdkörpergefühl. Mein Rucksack, den ich bisher für groß gehalten hatte, versinkt so ziemlich in dem riesigen Einkaufswagen. Drinnen angelangt, verstehe ich dann auch warum: Ob Käse, Nudeln, Tee oder Lollis - einfach alles, was man hier kaufen kann, hat gigantische Dimensionen. Jetzt erschließt sich auch der Ortsname, zumindest teilweise: "stor" bedeutet nämlich "groß". Was "lien" heißt, weiß ich allerdings nicht. Vielleicht altnordisch für "Lolli".

Irgendwas in kleinen Mengen zum Sofortverzehr zu finden, ist in Storlien jedenfalls gar nicht so leicht, doch nach einigem Suchen gelingt es mir schließlich. Ich verlasse den Laden mit zwei Croissants, einem Stück Lachs und einem Stück Käse. Zum Essen lasse ich mich auf einem mit Schottersteinen vermengten Fleckchen Grün neben dem Parkplatz nieder, das der "Fjell Handel" vom Fjäll noch übriggelassen hat.

Passend zum Geist des Ortes ist es abgesehen von den Croissants sogar ein sehr norwegisches Mahl, das ich da zu mir nehme. Auch der Käse ist norwegisch: Brunost, ein süßlich-karamellartig schmeckender Molkenkäse.

Kann man auch Deutschland im Supermarkt bekommen. Nur als kleine Warnung vorab, falls ihr probieren wollt: Ich glaube für Brunost gilt "hate it or love it". Entweder man findet ihn widerlich oder man muss ihn sich immer wieder gönnen, obwohl er nicht gerade billig ist. Auf mich trifft Letzteres zu. Doch das komplette 500g Stücke schaffe ich natürlich trotzdem nicht. Das reicht noch locker für ein paar Knäckebrotpausen während der nächsten Tage im Fjäll. Heute aber muss ich erstmal nur ein kleines Stück weiter zum Bahnhof, wo ich Christoph treffe. 

Auf dem Weg durch den Ort bestätigt sich mein Eindruck: Abgesehen von den Lollis ist in Storlien nichts wirklich groß. Aber das macht nichts. Wesentlich ist: Es gibt ein Hotel, sogar mit schöner Aussicht in den Sonnenuntergang...

...und ein Restaurant gibt es auch.

So steht einem gelungenen gemeinsamen Tourstart morgen nichts mehr im Wege!