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Tag 176: Gegen den Regen

Die Rentiere hatten recht. Der Zeltplatz war perfekt!

Ich habe die Nacht gut überstanden und heute morgen beim Aufwachen ist alles wieder ruhig. So ruhig, dass ich neben mir den Bach plätschern höre. Dieses Geräusch hatte der Wind gestern völlig verschluckt.

Als ich losgehe, zieht Nebel auf.

Zunächst durchsetzt von ein paar Sonnenstrahlen...

...die das Fjäll kräftig zum Leuchten bringen.

Kurzzeitig habe ich die Hoffnung, dass mich mein Weg doch nicht, so wie angesagt, den ganzen Tag durch Regen führen wird.

Doch leider nein, die Wettervorhersage stimmt. Es bleibt bei einigen wenigen Sonnenminuten, dann beginnt es zu pladdert. Zwischendurch nieselt es, dann schifft es, plästert, prasselt oder schüttet. Heute fällt viel Wasser vom Himmel und zwar auf jede erdenkliche Art.

Der Helags rückt näher, ist jedoch nur halb zu sehen.

Am Fuße des Berges überquere ich mit matschbespritzten Hosenbeinen die Grenze zwischen Jämtland und Härjedalen. Besonders gut lesbar ist das beidseitig beschriebene Schild allerdings nicht.

Eigentlich gehört Härjedalen zu Jämtland, war früher jedoch eine eigene Provinz. Mit weniger als einem Einwohner pro Quadratkilometer ist es die bevölkerungsärmste Region in ganz Schweden. Die Landschaft begrüßt mich mit einem herrlichen Blick auf die dem Helags vorgelagerten Berge. 

Der Helags selbst allerdings versteckt sich weiterhin unter einer Decke aus Regenwolken, die um so undurchdringlicher wird, je näher ich komme.

Ich schlage also nicht den Weg zum Gipfel ein, sondern wandere in Richtung Helags Fjällstation.

Ich finde nämlich, dass sich das Wetter deutlich besser für einen Topp-Schokokuchen als für eine Topp-Besteigung eignet.

Als ich das gemütlich-warme Café wieder verlasse, regnet es zwar noch immer, doch Gipfel und Gletscher haben sich enthüllt. So kann ich wenigstens einen Blick auf Schwedens höchsten Berg südlich des Polarkreises erhaschen. Abwarten und Schokokuchenessen lohnt sich immer!

Wie ihr an der schlaff herabhängenden Fahne der Fjällstation vor wie nach dem Schokokuchen erkennen könnt, ist Wind anders als gestern nicht das Problem. Heute laufe ich gegen den Regen.

Doch auch an trüben Tagen liegt ein beeindruckendes Leuchten über der herbstlichen Landschaft. Schritt für Schritt steige ich vom Helagsfjäll ab in Richtung Ljungdalen. Ich wandere durch viele kleine...

...und auch ein paar größere "Pfützen".

Nass werden gehört an Tagen wie diesem einfach dazu, auch tiefer unten im Birkenwald.

Doch egal wie klein...

...oder groß die Pfützen sind, überall spiegeln sich die goldenen Herbstfarben im glasklaren Wasser.

Am Ende des Tages steht auch mein Zelt im Birkenwald...

...deutlich tiefer unten und viel ruhiger als gestern. Man hört nur das Tröpfeln von Blatt zu Blatt. Ansonsten ist es ganz still.