· 

Tag 179: Jubiläumspizza

Die ganze Nacht über haben Wind und Regen kräftig am Zelt gerüttelt. Beim Abbauen sammel ich reichlich gelbe Blätter von der Plane und beim Losgehen kommt es mir vor, als wäre der Herbst seit gestern Abend deutlich weiter als um nur zwölf Stunden vorangeschritten.

Zurück auf der Straße spüre ich manchmal Regen...

...und manchmal auch nicht...

...meistens aber schon. Doch da ich das Nasswerden weiterhin strickt ablehne, perlen die Tropfen einfach an mir ab wie am Gefieder einer wandernden Ente.

Heute laufe ich nur eine kurze Etappe bis in das Städtchen Funäsdalen. Und dabei kann ich, Wetter hin oder her, kaum anders als gut gelaunt zu sein.

Zum einen natürlich wegen der Aussicht auf eine trockene Nacht im Hostel. Vor allem aber weil ich ziemlich genau mit dem erreichen des Ortsschildes die 4000 Kilometer knacke.

Na gut, ein bisschen mehr Glamour wäre schön gewesen, aber ich nehme das mal so hin und mache das Beste aus Funäsdalen im mittlerweile ziemlich konsequent strömenden Dauerregen.

Immerhin ist Funäsdalen mit knapp 1000 Einwohnern eine der größten "Städte" in der Landschaft Härjedalen. Es gibt eine Hauptstraße mit ungewohnt viel Verkehr, einen Supermarkt und ein paar Cafés. Kurzum hier steppt der Bär.

Nochmehr vermutlich im Winter zur Skisaison, aber wie ihr seht auch schon im Herbst.

Mit nasser Blaubeersuppe auf dem Supermarktparkplatz stoße ich auf die 4000 an. Das schwedische Nationalgetränk kann man je nach Wetter kalt oder warm trinken. Letzteres wäre heute eigentlich passender, doch will ich, da ich weiterhin Regen spüre, nicht den Kocher auspacken und bis ins Hostel will ich das Zeug auch nicht schleppen. Also runter damit. Skål! 

Anschließend gönne ich mir eine Jubiläumspizza: Quattro Formaggi, sozusagen ein Käse pro 1000 Kilometer.

Dann geht's den Berg hoch bis in meine Unterkunft, die etwas außerhalb der Stadt gelegen ist, praktischerweise aber genau in der Richtung, in die ich morgen weiterlaufen will.

North Mountain Lodge. Naja, stimmt ja irgendwie. Berge sind von der Terrasse aus zu sehen und im Norden bin ich auch. Daran jedenfalls lässt die aktuelle Mittagshitze-Temperatur keinen Zweifel.

Mein Zimmer hat durchs Fenster Waldblick. Und was den Innenraum angeht, sorge ich rasch für einen Nasser-Krempel-Blick.

Bernoscha, der ja ebenfalls die 4000 geknackt hat, schläft heute Nacht in einem Jubiläumskissenberg, größer als in allen Hostels und Fjällstationen zuvor. Hat er sich aber auch wirklich verdient! 🐑

Ich erledige alles, was man in der Zivilisation so tut (warme Dusche, Klamotten waschen, viel essen, Powerbanks laden). Dann haue ich mich auf die Kissen und Decken, die Bernoscha noch übrig gelassen hat, und lasse den Tag gemütlich ausklingen. Morgen geht's wieder hoch in die Berge, vermutlich im Sonnenschein. 500 Kilometer Schweden warten noch auf mich und natürlich auch auf Bernoscha.