Und wieder mal ein grauer Tag. War aber angesagt. Ich bin also innerlich vorbereitet und trage es mit Fassung. Zumal ich nachher Grövelsjön, Schwedens südlichste Fjällstation, erreiche, wo ich all meinen Krempel wieder trocken kriegen dürfte.
Zum Frühstück ziehe ich mich in einen nahegelegenen Unterstand zurück. Dann geht's raus ins Herbstwetter.
Um in die Zivilisation zu gelangen, muss ich übern Berg.
Mein Pfad schlängelt sich rasch aufwärts in die Felsen...
...und bald schon habe ich die Baumgrenze erreicht.
Spätestens jetzt spüre ich so viel Regen, dass es Zeit wird, meinem Rucksack die Plane überzuziehen.
Die Seen, die gestern so tiefblau vor sich hin geglitzert haben, sind heute diesig verhangen.
Die letzten kleinen, grünen Bäumchen, die als Farbtupfer aus dem Grau hervorstechen, verschwinden im düsteren Zwielicht.
Je höher ich komme, desto rauer und steiniger wird mein Weg.
Irgendwie will es heute gar nicht richtig Tag werden. Die Sonne lässt sich nur als ganz schmaler Streifen direkt am Horizont erahnen, wie ein Lichtschimmer unter dem Türspalt.
Und die Tür bleibt unerbittlich zu.
Vor mir tauchen neue Seen auf.
Nebst kleinem rötlichem Farbklecks, über den ich mich beinah kindisch freue.
Ich spüre mehr und mehr Regen.
Schließlich ist es so viel, dass ich das Handy in der wasserdichten Tasche lassen muss und keine Fotos mehr machen kann. Nur eins noch 1,5 Kilometer vorm Ziel.
Bei Ankunft in Grövelsjön bin ich völlig durchgeweicht. Schwedens südlichste Fjällstation, auch wenn es hier im Moment nicht sehr südlich aussieht.
Mein winziges Zimmer, in dem zum Glück mit Haken nicht gespart wurde, wird im Nu zum bewohnbaren Wäscheständer.
Meine im wahrsten Sinne des Wortes tropfnassen Handschuhe und andere Dinge, die es besonders schlimm erwischt hat, kommen in den Trockenraum.
Morgen muss ich nicht mit feuchten Klamotten in den Tag starten, so viel ist sicher. Wie lange dieser luxuriöse Zustand anhält, bleibt abzuwarten. Es muss ja schließlich spannend bleiben.