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Tag 187: Nicht den Sumpf berühren

Den Vollmond von gestern Abend sehe ich heute morgen beim Aufwachen noch gerade so eben untergehen.

Hinter meinem Zelt geht derweil die Sonne auf, und als ich schließlich hinausschlüpfe, ist es schon sehr angenehm hell. Vielleicht noch nicht gerade warm, doch es verspricht ein schöner Tag zu werden.

Das Naturreservat Drevfjäll hatte ich euch ja gestern schon als waldig-sumpfige Wildnis angekündigt.

Hier gibt es viele hübsche Kiefern...

...zwischen denen kleine Teiche in der Sonne glitzern...

...und gelbes Sumpfgras leise im Wind wogt.

Die Planken über den Matsch sind nicht immer gut erhalten...

...und teilweise fehlen sie ganz, so dass ich über längere Strecken von Stein zu Stein hüpfen muss.

Das ist anstrengend und nervt ein bisschen. Doch ich stelle mir einfach vor, es wäre ein Spiel und nenne es "Nicht den Sumpf berühren". Gelingt allerdings nicht immer.

Zum Ausruhen gibt es zwischendurch ein paar waldigere Abschnitte mit festem Untergrund.

An vielen Stellen ist der Boden üppig von weißem Moos überwuchert.

Bernoscha trägt den für dieses Gelände optimalen Tarnpelz und reißt entsprechend lässig und sicher sein Tagespensum ab.

Ich dagegen bin wegen der gestern im Dorfladen von Flötningen eingehandelten zusätzlichen fünf Kilogramm nicht ganz so unbeschwert unterwegs. Und es ist nicht nur der Rucksack, der mich stört. Obendrein hatte ich heute morgen viel zu wenig Kaffee. Ich habe nämlich leider vergessen, in Flötningen neuen zu kaufen, und nun werde ich, um ganz schlimme Entzugserscheinungen zu vermeiden, den kleinen Rest, den ich noch habe, mit Bedacht rationieren müssen. Das zumindest befürchte ich bis zur nächsten Rasthütte. 

Wusstet ihr, dass es eine Kaffeefee gibt? Mir war das neu.

Doch tatsächlich, kaum zu fassen, aber wahr: In der Küche der Hütte steht eine gerade erst angebrochene Tüte Instant-Kaffee. Ich denke nicht, dass den noch jemand abholt, denn der letzte Eintrag im Hüttenbuch ist über zwei Wochen her. Also nehme ich ihn an mich und genieße draußen am Picknicktisch erstmal eine ordentliche Dosis Koffein. Ein Stückchen Kuchen würde jetzt gut passen, aber ich bin auch so zufrieden. Man kann nicht alles haben.

Kaum bin ich wieder auf dem Weg, taucht vor mir ein Regenbogen auf. Ich interpretiere ihn einfach mal als gutes Omen und als Zeichen der Kaffeefee, die mir sagen will, dass es okay war, den Kaffee mitgehen zu lassen 🌈🧚☕

Der Weg führt aufwärts...

...hinter dem Sumpf lässt sich Aussicht erahnen...

...und wenig später habe ich wieder den typischen weiten Fjällblick.

Zuerst etwas bedeckt, obwohl trotz Regenbogen kein Tropfen fällt.

Dann zunehmend freundlicher...

...und auch hier oben leuchtet das weiße Moos.

Zum Zelten steige ich wieder etwas ab und finde auf einem waldigen Hügel ein hübsches, sumpffreies Plätzchen neben einer großen, ausladenden Kiefer.

Während ich dem Fluss lausche, der unter mir durchs Tal rauscht...

...wird es allmählich immer dunkler. Der Mond steigt über den Baumwipfeln empor...

...und der Tag endet genau wie er begonnen hat: im Mondschein.