Tag 191: Knapp unterm Himmel

Die Nacht hier oben auf etwa 1000 Metern war ordentlich kalt. Zum Glück scheint schon morgens die Sonne ins Zelt. Zwar wärmt sie so früh noch kaum, doch kann ich mir mit Hilfe des hellen Lichts immerhin sehr lebhaft vorstellen, wie es wäre, nicht zu frieren.

Bibbernd packe ich zusammen, während Bernoscha, der nichts zu packen hat, an einem windgeschützten Plätzchen über Postwachstumsökonomie nachdenkt.

Ich denke darüber nach, welche Vorteile die Kälte für mich haben könnte. Spontan fällt mir nicht viel ein. Höchstens vielleicht, dass meine Schokolade nicht schmelzen und damit keine Sauerei im Rucksack verursachen kann.

Auf dem Weg zurück zum Pfad sehe ich, dass meine Fußspuren von gestern vereist sind.

Da kommt mir noch ein Vorteil in den Sinn: Der Sumpf ist gefroren und ich kriege zumindest auf den ersten Kilometern keine nassen Füße.

Zuerst geht es an einer Reihe von Seen entlang. Die Sonne steigt höher und färbt das Wasser kräftig blau. 

Außerdem heizt sie den matschigen Wegen ordentlich ein. 

Lange dauert es also nicht und das Schlammbad ist zurück. 

Die Gegend ist wirklich ordentlich matschig!

Ich laufe am Fluss Tangån entlang, der sich ganz langsam aus einem Rinnsal im Sumpf zu einem richtigen Bach mausert...

...und schließlich so breit geworden ist, dass man beim Überqueren mindestens genauso nasse Füße bekommt wie im Sumpf.

Mittags verlasse ich das Flusstal und laufe hoch über das Summelfjäll hinweg.

Schon am Tangån hatte ich das Gefühl, nur knapp unterm Himmel zu wandern. Jetzt ist es, als käme er noch ein Stück näher.

Und vor allem ist sehr, sehr viel davon zu sehen. Fast hat man den Eindruck, die Erdkrümmung erahnen zu können.

Kein Baum, kein Strauch. Nichts als Felsen und es weht ein bitterkalter Wind. 

Wieder denke ich über die Vorteile nach und muss nur nach oben gucken, damit mir was einfällt: Ein packendes Wolkenkino - spannender Actionfilm mit extrem rascher Bildfolge und ein bisschen Überlänge.

Erst als ich vom Summelfjäll absteige, werden Wind und Wolken wieder ruhiger.

Immer mehr und immer größere Bäume wachsen längs des Weges...

...und ein paar Kilometer später stehe ich tief unten im Tal zwischen hohen Fichten.

Das Fulufjäll liegt hinter und weit über mir und zwischen den Bäumen rauscht ein alter Bekannter, der auf seinem Weg von den Bergen herab ein gutes Stück breiter geworden ist:

So sieht der Tangån hier unten aus. Ich zweige mir ein paar Liter Wasser ab und baue ein Stückchen weiter auf einer Lichtung mein Zelt auf.

Ich hatte gedacht und gehofft, dass es hier unten wärmer sein würde als oben in den Bergen, aber nee. Als ich spät abends nochmal raus will, glitzern Eiskristalle auf der Plane.

Ich glaube, die Campingsaison geht langsam aber sicher dem Ende entgegen. Wird Zeit, dass ich ankomme!