Tag 196: Gewinnbringende Anlage

Unterwegs erwacht man jeden Morgen unter einem neuen Himmel. Das ist ein großartiges Geschenk und einer der Gründe, warum ich so gerne Wandern gehe.

Heute laufe ich der Sonne entgegen in einen herrlichen Tag hinein.

In den schattigen Ecken und Winkeln lungern zwar noch die Eismonster und machen deutlich, dass sie früher oder später auch den See neben der Hütte einnehmen werden...

...aber nicht heute. Heute sieht die Welt noch einmal so strahlend aus, dass ihr mir die bittere Kälte, von der ich hier andauernd schreibe, wahrscheinlich gar nicht glauben mögt.

Tatsächlich ist es weniger unwirtlich als während der letzten Tage. Kühl ist die Luft zwar nach wie vor, doch nicht mehr so schneidend eisig. Kein pfeifender Wind, sondern Sonnenstrahlen, die warm auf meiner Haut kitzeln, so dass ich sogar Mütze und Handschuh für eine Weile ausziehe. An meinem letzten Tag im Fjäll scheint die Landschaft noch einmal alles aufbieten zu wollen, was sie sich an sommerlichen Reserven aufgespart hat. Ein furioser Abschied!

Der südliche Kungsleden endet und ich folge einem Stück Straße durch Fichtenwald hinunter in die Zivilisation.

Lindvallen ist noch so ein zu dieser Jahreszeit mindestens halbtoter Skiort wie neulich Stöten. Immerwährende Winterdeko erinnert ganzjährig an den nicht immer offensichtlichen Sinn und Zweck der momentan völlig ausgestorbenen Straßen.

Doch auf Lindvallen möchte ich trotzdem nichts kommen lassen. Denn es gibt einen Supermarkt, wo ich mich erfolgreich mit neuem Proviant für die nächsten fünf Tage eindecke.

Außerdem gelingt mir auf der Suche nach den verlorenen Kalorien noch ein zusätzlicher, ganz unverhoffter Durchbruch:

Die meisten davon kommen mir allerdings irgendwo auf der steilen Skipiste zurück in die Berge rasch wieder abhanden...

...oder man könnte auch sagen, ich tausche sie ein für eine grandiose Aussicht.

Der Blick von hier oben geht runter ins Tal des Västerdalälven. Morgen laufe ich da drüben im Wald jenseits des Flusses weiter. 

Ich hätte auch gleich unten bleiben können, aber ich wollte das schöne Wetter nutzen, um noch ein letztes Mal auf meiner Wanderung quer durch Schweden einen weiten Fjällblick zu genießen.

Ich setze mich auf einen Felsen, schaue hinab und finde, dass ich Burger und Pommes sehr gewinnbringend angelegt habe.

An dieses Panorama werde ich mich noch lange erinnern. Doch lange verweilen geht leider nicht, dafür sind die Eismonster auch hier auf dem südlichen Teil des Sälenfjälls schon zu aktiv, wenn auch noch nicht ganz so sehr wie drüben im Norden. 

Der Boden ist nicht durchgehend bretthart und manchmal schmatzt noch etwas Sumpf unter meinen Tritten. 

Auch als die Sonne tiefer sinkt...

...und sich hinter Wolkenschleiern verbirgt...

...bleibt es vergleichsweise mild. Ich wage es also nochmal mit Zelten und finde ein grandioses Abschiedsplätzchen.

Meine letzte Nacht im Fjäll. Für dieses Jahr räume ich den Eismonstern das Feld. Doch ich komme wieder, ganz bestimmt!