Tag 44: Einfach weg!

Ich dachte, es könnte ein bisschen dauern, bis die zweitgrößte Stadt Schwedens hinter mir verschwunden ist. War aber falsch gedacht: Ich erklimme eine Anhöhe, von der aus man noch einmal kurz ein bisschen Göteborg zwischen den Birken und Felsen hervorgucken sieht.

Doch wenig später jenseits des Hugels ist es wie vom Erdboden verschluckt... 

...und ich stehe wieder mitten im Wald zwischen und auf den Felsen.

In der Sonne glitzernde Seen gibt es auch...

...und nicht zu knapp.

Dass mein Weg eigentlich noch eine ganze Weile parallel zum südöstlichen Stadtrand und unweit der Wohnviertel verläuft, merke ich höchstens an ein paar Trimm-dich-Pfad-Einrichtungen. Allerdings ist mir nicht so nach zusätzlichen Klimmzügen zumute. Denn das Laufen mit Rucksack fühlt sich ohnehin schon manchmal wie eine Art Dauerklimmzug an.

Während der ersten Hälfte des Tages begegnen mir ein paar mehr Leute als sonst. Auch das wäre vielleicht noch als dezenter Göteborg-Hinweis zu werten. Wobei ein Jogger, ein Radler und zwei ältere Ehepaare umgerechnet auf vier Stunden natürlich auch noch keine Menschenmassen sind. Immerhin werde ich zweimal angesprochen und kriege Gelegenheit mein Schwedisch zu verbessern. Das wiederum ist keine schlechte Quote.

Etwa auf der Mitte der Etappe verabschiede ich mich vom Bohusleden und schlage den Vildmarksleden ein. Dem Bohusleden bin ich damit nur verhältnismäßig kurz gefolgt, denn eigentlich ist es ein ziemlich langer Wanderweg, der noch mehrere hundert Kilometer weiter in Richtung Norden bis nach Strömstad führt. Übrigens eine wunderschöne Tour! Ich habe mich nur deshalb dagegen entschieden, weil ich die Strecke bereits kenne und weil eben leider auch auf einer Wanderung durch ganz Schweden nicht ganz alles geht.

Der Vildmarksleden ist keiner von den bekannten schwedischen Weitwanderwegen, sondern reicht nur bis in den Ort Hindås, wo ich morgen gegen Mittag ankommen und meinen Proviant aufstocken will.

Doch erstmal ist von Einkaufsoptionen weit und breit nichts zu sehen. 

Der Vildmarksleden mag kurz sein, macht seinem Namen aber dennoch alle Ehre. Der Wald ist streckenweise sehr dicht und es ist wirklich wild und einsam. 

Als ich am Ufer dieses Sees sitze, gelingt es mir tatsächlich endlich mal eins von den Rehen, die ich recht oft im Wald sehe, die bloß immer zu schnell zum Fotografieren sind, vor die Kamera zu kriegen. Ein bisschen musste ich vergrößern, so nah war es dann doch nicht, aber immerhin. 

Der Himmel war auch heute wieder den ganzen Tag über strahlend blau und ich die meiste Zeit in kurzer Hose. 

Wenn die Marabou-Schokolade in der Hand schmilzt statt im Mund, dann ist in Schweden Sommer.

Sogar die tiefstehende Sonne am Abend verbreitet noch ein helles, warmes Licht.

Ich finde einen richtig schönen Schlafplatz am See.

Kaum zu glauben, dass die Göteborger Stadtgrenze Luftlinie kaum zehn Kilometer entfernt sein dürfte.

Genauso plötzlich wie Göteborg vorgestern hinter der Moräne aufgetaucht ist, ist es heute hinter ihr verschwunden. 

Einfach weg!